Mein Name ist Lars, ich bin homosexuell und bin 1995 in St. Gallen geboren. Nach der Berufsmatura möchte im Bereich Multimedia Production studiern.
Wenn ich zurückdenke, haben mich Jungs schon immer mehr interessiert als Mädchen. Jedoch habe ich eine gewisse Zeit benötigt, um dies selber zu realisieren. Lange habe ich mich selber unterdrückt und versucht, jemand zu sein, der ich nicht bin, nur um nicht aufzufallen. Trotzdem habe ich mich unbemerkt von anderen in der Klasse unterscheidet, was zu starkem Mobbing und Ausgrenzung geführt hat. Heute kann ich mit den Herausforderungen von damals gut umgehen.
Durch die Lehre bin ich in ein völlig neues Umfeld gelangt, welches zum Glück sehr reif und sozial war. Ausserdem habe ich auf einem Fest meiner Arbeitskollegin einen Typen kennengelernt, welcher homosexuell ist und damit sehr offen umgegangen ist. Diese Offenheit hat mich an ihm so fasziniert, dass ich mich gerne mit ihm unterhalten habe und er sogar eine Art Vorbild für mich wurde. Die vertieften Gespräche haben dazu geführt, dass ich meine Gedanken, welche ich immer verdrängt habe, das erste Mal in Worte fassen und aussprechen konnte. Es war sehr erleichternd für mich. Mit seiner Hilfe habe ich schnell begriffen, dass ich mich für meine Gefühle nicht schämen muss. Mit diesem Halt habe ich es anschliessend Schritt für Schritt geschafft, zu mir zu stehen und mich zuerst bei meiner besten Kollegin und anschliessend bei meinen Eltern zu outen. Mit jedem Mal wurde es leichter für mich, denn ich habe gelernt, dass mein Umfeld sehr offen ist. Alle haben positiv darauf reagiert.
Wenn ich zurückreisen könnte, würde ich mein Coming-out noch früher machen, da es sehr befreiend war von all dem Stress, welchen ich mir selber gemacht habe.
Die Worte «ich bin schwul» welche ich vor einiger Zeit noch schwer über die Lippen brachte, sind heute so normal für mich wie essen und schlafen. Dies hat auch damit zu tun, dass mir die Offenheit der Personen, bei denen ich mich geoutet habe, immer mehr Selbstvertrauen in diesem Bereich gegeben haben.
Diese Offenheit möchte ich sehr gerne teilen und freue mich, wenn du mir auch deine Geschichte erzählen willst. Gerne begleite ich dich auf deinem Weg und möchte dir dieselbe Sicherheit geben, wie ich dazumal erhalten habe.
Schreibe mir doch, wenn du Fragen hast oder ich dich unterstützen kann.
Es kommt ab und zu vor, dass Anwort-Mails von mir im Spam Ordner landen. Daher rate ich dir, dort ab und zu nachzusehen.