Ambra

Ich bin Ambra. Ich bin 1998 in Bern geboren.

Ich studiere Soziale Arbeit an der Fachhochschule Nordwestschweiz und arbeite mit Menschen mit einer Beeinträchtigung. Bei du-bist-du engagiere ich mich als Peerberaterin, um Menschen auf ihrem ganz persönlichen Weg zu begleiten. Ich stehe ein für eine Gesellschaft, in der es keine vorgegebenen Definitionen und Normen gibt und Mensch einfach Mensch sein kann.

Ich bin als Frau zur Welt gekommen. Die Menschen in meinem Umfeld sprechen mich mit dem weiblichen Pronomen (sie/ihr) an. Je älter ich werde, desto intensiver beschäftige ich mich mit der Frage, was eine Frau ist und welche Attribute und Eigenschaften sie zu eben diesem Geschlecht machen. Ich habe auf diese grossen Fragen keine Antwort, spüre jedoch auch keine Dringlichkeit, sie beantworten zu können. Für mich bleibt offen, was eine Frau ist und ab wann bzw. wie Mensch zur Frau wird. Klar ist, dass ich mich innerlich nicht so fühle, wie die Rolle der Frau in unserer Gesellschaft definiert wird. Das ist eine Tatsache, die mich in meinen Augen jedoch nicht weniger zur Frau macht; ich habe eine ganz eigene Vorstellung von Weiblichkeit. Hier ist ebenfalls zu beachten, dass sich Rollenbilder stetig wandeln und somit ist für mich Geschlecht etwas, was als in Veränderung zu begreifen ist. Ich begreife mich selbst als in Veränderung. Ich habe kein Bedürfnis, mir ein bestimmtes Label zu geben, da ich diese eher als einschränkend denn befreiend empfinde. Ich wähle meine Kleidung und andere Aspekte meiner Ausdruckweise so, wie ich mich jeweils fühle. Ich bin sehr glücklich mit der inneren Freiheit, die ich in mir selbst gefunden habe – zu sein, wer ich sein möchte und auch, dass sich das von Tag zu Tag unterscheiden darf.

Ich verliebe mich in den Menschen und seine Persönlichkeit; unabhängig von dessen biologischem Geschlecht oder der Geschlechtsidentität, die die Person für sich gefunden hat. Ich habe lange Zeit gebraucht, bis ich verstanden habe, dass sich Romantik und Sexualität für mich unterscheiden. Es war ein langer Weg von der Definition Heterosexualität zu Bisexualität bis zu Pansexualität, bis ich den Mut fand, mich vertieft mit meiner Sexualität zu befassen. Ich habe viel Zeit und Energie investiert, mich mit verinnerlichten Glaubenssätzen, Erwartungen und Ansprüchen, mit vergangenen Beziehungen und sexuellen Erfahrungen auseinander zu setzen. Das Resultat dieser vertieften Selbstreflexion ist, dass ich meine romantischen Gefühle von meiner sexuellen Anziehung trenne. Meine Romantik gilt allen Menschen, meine Sexualität folgt aber dem weiblichen Geschlecht. Heute bin ich am wohlsten damit, mich als lesbisch zu definieren. Da ich mir wünsche, dass in meiner Beziehung beides seinen Platz findet, führe ich eine Beziehung mit einem Menschen, der sich selbst als Frau definiert.

Meine Coming-Out Story ist eher eine Innere als eine Äussere. Ich kann mich erinnern, dass ich stets versucht habe, den stereotypischen Bildern der Frau in unserer Gesellschaft gerecht zu werden und zu sein, wie meine Freund*innen. Sich nicht wie die anderen zu fühlen, hat mich unsicher und ängstlich gemacht. Ich fühlte mich in mir drin ausgegrenzt, allein und einsam. Mit 16 Jahren habe ich eine Therapie begonnen, die mich auf meinem Weg begleitet hat, herauszufinden, wer ich bin und was ich möchte.

Ich habe meine Zeit gebraucht, Freude an mir und meiner Persönlichkeit zu haben. Aber mit gefestigtem Selbstbewusstsein trat ich ungefähr im Alter von 20 Jahren mit meinem Umfeld in Kontakt und liess meine Erkenntnisse über mich selbst wie selbstverständlich in die Gespräche einfliessen. Dabei habe ich nicht nur positive Erfahrungen gemacht, aber die meisten waren sehr interessiert und haben sich mit mir gefreut.

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